Die Aliquoten

 

Das sind die "Diven" unter den Registern. Sie werden hauptsächlich als Solostimmen eingesetzt.

 

Allein klingen sie auch nicht gut. Sie müssen immer in Verbindung mit einem anderen Register - meistens einem 8' Register - gespielt werden.

 

Auf den Registerzügen oder Wippen stehen recht komische Bezeichnungen

z.B. 223′ oder 113′.

 

Und jetzt wird es ein wenig kompliziert. Wenn ein Instrument einen Ton spielt, dann erklingt nicht nur dieser Ton, sondern eine Reihe von anderen Tönen, die sogenannten Obertöne - fast nicht zu hören, aber doch da. Das ist nämlich auch der große Unterschied zwischen einem Ton aus einem Computer und einem "natürlichen" Instrument. Bei einem elektronischen Ton erklingt meist nur der Ton, den man spielen will. Bei "natürlichen" Instrumenten erklingen neben jedem Ton, den man spielt, noch andere Töne. Probieren wir es mal mit einem Beispiel.

 

Gehen wir von "C" als Ton aus. Dann ist der zweite Ton - auch Oberton genannt - auch ein "C", aber eine Oktave - also 8 Töne - höher. Der dritte Oberton ist ein "G". Also 1 Oktave und 5 Töne höher als der Grundton. Als vierter Oberton kommt dann wieder das "C", diesmal aber zwei Oktaven - also 16 Töne - höher als der Grundton. Der fünfte Oberton ist dann das "E". Also zwei Oktaven und 3 Töne höher. Das geht dann immer weiter. Es kommt wieder das "g", dann das "b" und wieder das "c", und so weiter.

 

Die Aliquotregister machen sich diese Obertöne zunutze. Sie sind so gestimmt, dass ein bestimmter Oberton erklingt: z.B. bei einem 223′ Register der dritte - also die Quinte.

 

Und jetzt wird es etwas mathematisch. Diese komischen Bezeichnungen mit den Brüchen bei den Registern:

Nehmen wir das Register: Sesqialter 223′. Um das zu verstehen, müssen wir den Bruch zunächst auflösen. Also steht dann da 83. Die drei unter dem Bruchstrich zeigt an, dass der dritte Oberton erklingt - also eine Quinte (bei C als Grundton wäre es das G). Über dem Bruchstrich steht eine 8, und das gibt die Höhe der Pfeife an. Es ist eine

8' Pfeife. 

 

Und so hören sich die Aliquoten an:

 

1. Nasat 223′ : Es erklingt der dritte Oberton, also die Quinte auf einem 8' Register.

 

 

 

2. Terzian 1 3⁄5′ : Es erklingt der fünfte Oberton, also die Terz auf einem 8' Register.

 

 

3. Quinte 10 23′ : Es erklingt der ditte Oberton, also die Quinte auf einem 32' Register (hier braucht ihr gute Boxen um diese tiefen Töne hören zu können).


Übrigens: die meisten Klangkronen einer Orgel - die Mixturen, Zimbeln und Cornetts - sind auch Aliquoten, bei denen bestimmte Obertöne erklingen.